Die Transaktionsspezialisten der globalen Kanzlei Sidley Austin setzen seit 2016 auch von München aus weltweit Deals erfolgreich um. Das Transaktionsgeschäft ist schnell, international und verlangt den engagierten Einsatz des ganzen Teams. Wie sich das anfühlt, was man dafür können muss und was Sidley seinen Associates im Gegenzug dafür bietet, darüber sprach Dr. Markus Klie, Partner der Kanzlei, mit Peter Neuberger im AssociateNews Backstage Interview.
Peter Neuberger: Herr Dr. Klie, gleich am Anfang möchte ich direkt eine grundsätzliche Frage stellen: Wie kommt man nach dem 2. Staatsexamen nicht nur auf die Idee, Wirtschaftsanwalt zu werden, sondern dann auch noch gerade Transaktions-Anwalt?
Dr. Marcus Klie: Es ist einfach ein sehr spannender und sehr vielfältiger Beruf. Da ist zum einen das juristische Arbeiten auf einem sehr hohen Niveau. Sie haben also sehr interessante juristische Fragestellungen und müssen diese zum anderen gerade im Transaktionskontext schnell und praxisorientiert lösen können. Die Antworten müssen dabei juristisch exzellent aufgearbeitet werden und manchmal dennoch einfach kurz in eine E-Mail passen. Das ist insgesamt sehr herausfordernd, sehr spannend und abwechslungsreich. Diese Vielfalt endet nicht im Fachlichen. Sie lernen die unterschiedlichsten Branchen und die Menschen kennen, die dort arbeiten. In nahezu jeder Transaktion gibt es internationale Komponenten, die von den USA bis Asien reichen. Hinzu kommt die Nähe zu den wirtschaftlichen Entscheidungsträgern. Diese Kombination ist es, die im Beruflichen selten und reizvoll zugleich ist.
Peter Neuberger: Welche weiteren Fähigkeiten erfordert dieser Beruf?
Dr. Marcus Klie: Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge ist wichtig. Was will der Mandant, was ist die wirtschaftliche Logik dahinter? Wer daran interessiert ist, wächst in diese Fragen mehr und mehr hinein.
Dazu kommt das Arbeiten im Team in der Kanzlei vor Ort, aber auch in internationaler Zusammensetzung, das Management der Abläufe, das Verhandeln mit der Gegenseite und die Abstimmung mit den Mandanten. Das sind alles Softskills, die man als Transaktions-Anwalt braucht.
Die Tätigkeit hat zudem eine emotionale Komponente. Denn nicht nur rein rechtlich identifizieren Sie sich mit dem Vorhaben des Mandanten. Sie möchten gemeinsam die Transaktion über die Ziellinie bekommen. Gerade wenn es nur wenige Zielunternehmen gibt, um die sich mehrere Käufer bemühen. Das ist dann ein kompetitiver Prozess, ein Wettbewerb, den Sie mit Ihrem Team gemeinsam für Ihren Mandanten gewinnen wollen. Spannend ist zudem der begrenzte zeitliche Rahmen. Länger als vier, fünf Monate geht kaum eine Transaktion. Dadurch haben Sie eine Art konstanten Flow, der unseren Beruf sehr spannend und sehr dynamisch macht.
„Nur wenn Sie Freude an der Arbeit haben, sind Sie letztlich gut und erfolgreich.“
Dr. Marcus Klie
Peter Neuberger: In vielen Bereichen hat sich die Arbeitsorganisation in den vergangenen drei Jahren rapide verändert. Home-Office und Videokonferenzen gehören heute zur Tagesordnung. Wie stellt sich das im Transaktionsgeschäft nun dar?
Dr. Marcus Klie: Diese Veränderungen haben ja verschiedene Facetten. Da ist zum einen die Interaktion mit den anderen Beteiligten. Sehr oft hat man sich früher ja tatsächlich getroffen. Persönliche Treffen fallen jetzt zum größten Teil weg und werden durch Videokonferenzen und Telefonate ersetzt. Das hat die Prozesse noch schneller gemacht. Diese Beschleunigung hat aber nicht nur Vorteile, denn so ist das Zwischenmenschliche, das man in physischen Meetings hatte, weggefallen. Wenn früher eine Verhandlung festgefahren war, konnte man aus dem eigentlichen Konferenzraum herausgehen und hat sich eher informeller vielleicht bei einer Tasse Kaffee unterhalten und kam dabei auf die Lösung. Das ist nun so nicht mehr gegeben. Was aber die Arbeit im Team angeht, hat das flexible Arbeiten unabhängig vom Ort viele Vorteile. Für uns ist das an sich nichts Neues, hat sich aber nochmal verstärkt. Mittlerweile haben wir uns darauf verständigt, dass wir die Mehrheit der Tage im Büro sind.
Peter Neuberger: Der Transaktionsmarkt hat sich in den letzten Monaten als eher zurückhaltend dargestellt. Wie krisensicher ist das Transaktionsgeschäft, wenn ich heute als junger Associate meine Karriere darauf aufbauen möchte?
Dr. Marcus Klie: Natürlich muss man als Kanzlei auf Marktveränderungen reagieren können. Speziell unsere Kanzlei ist auch darauf ausgerichtet, dass wir einen weiteren Fokus auf Restrukturierungen haben. Das bedeutet, wir haben alle die Möglichkeit, auf konjunkturelle Wellen zu reagieren. Wenn unsere Mandanten von Wachstum auf Stabilisierung umschalten, können wir sie ebenfalls unterstützen. Deswegen sind wir, glaube ich, relativ krisenresistent. Von wirtschaftlichen Momentaufnahmen würde ich mich vom Beruf des Transaktions-Anwalts ohnehin nicht abhalten lassen. Dazu ist unser Beruf zu interessant und bietet zu viel, gerade auf lange Sicht.
Peter Neuberger: Die Transaktionsbranche hat den Ruf, zu den Bestbezahltesten der Welt zu zählen. Wie wichtig ist das Gehalt heute für eine Karriere-Entscheidung?
Dr. Marcus Klie: Ich glaube, dass die Höhe des Gehalts wichtig, aber nicht alleine entscheidend ist. Auch da hat sich einiges verändert. Gerade für Associates, die heute in den Beruf starten, ist die richtige Mischung mit weiteren Aspekten wesentlich. Wir bieten ein Paket an, das diese unterschiedlichen Komponenten berücksichtigt. Wir erwarten, dass unsere Leute ambitioniert sind und bereit dazu, viel zu arbeiten. Dafür sind wir andererseits auch bereit, ein sehr attraktives Gehalt zu bezahlen. Dabei legen wir großen Wert darauf, die Arbeitszeit angenehm zu gestalten. Wellbeing ist bei uns kein bloßes Schlagwort. Uns sind die Gesundheit und das Wohlbefinden wichtig und das beinhaltet mehr als nur Sportangebote. Weiter ist uns wichtig, die persönliche Aus- und Weiterbildung zu fördern. In Kooperation mit amerikanischen Universitäten ermöglichen wir zum Beispiel Kurse vor Ort und auch Secondments sind bei uns möglich. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass gerade diese Angebote als sehr attraktiv wahrgenommen werden. Die Bewerberinnen und Bewerber schätzen das, aber das Gehalt spielt trotz alledem eine entscheidende Rolle.
Peter Neuberger: Wie sehen Sie die Entwicklung von Sidley in den kommenden Jahren in Deutschland?
Dr. Marcus Klie: Wir sind jetzt mittlerweile auf eine Größe von 33, 34 Berufsträger gewachsen, haben uns also seit dem Start verdreifacht. Wir fokussieren uns in München nach wie vor auf das Transaktionsgeschäft. Das heißt, unser Schwerpunkt liegt auf Private Equity, Restrukturierung, Steuerrecht und Finanzierungsrecht. Diese Fokussierung heißt aber nicht, dass wir Veränderungen ausschließen. Wenn sich neue Möglichkeiten böten oder ein anderes interessantes Geschäftsfeld entstünde, dann wären wir sicherlich bereit, darauf einzugehen. Wir wollen aber nicht wachsen, nur um zu wachsen. Wir haben eine gute Größe in München, sind sehr eng eingebunden in das internationale Team, haben tagtäglich mit den anderen Büros zu tun – und das klappt alles sehr gut.
Peter Neuberger: Wie gestalten Sie das Arbeiten in diesem internationalen Kontext?
Dr. Marcus Klie: Das hängt von der Transaktion ab. Wenn wir eine Transaktion aus München heraus steuern, dann greifen wir auf die entsprechenden internationalen Teams zu. Die Kartellrechtler sitzen bei uns zum Beispiel in London und Brüssel, andere regulatorische Teams sitzen in den USA. Umgekehrt ist es natürlich so, dass unsere US-Kollegen sich an uns wenden, wenn europäische Themen für sie relevant sind. Es ist also ein ständiger Austausch.
Peter Neuberger: Wie kann man die Mandanten charakterisieren, für die Sie im Schwerpunkt arbeiten?
Dr. Marcus Klie: Unser Geschäft ist sehr international. Ein Schwerpunkt liegt im Inbound Geschäft, also zum Beispiel US Private Equity Fonds oder Fonds aus England, die in Deutschland investieren. Genauso betätigen wir uns aber im Outbound Business deutscher Firmen.
Unsere Mandanten sind in erster Linie Private Equity Fonds und große Unternehmen, die strategische Ziele verfolgen. Daneben betreuen wir Family Offices und Venture Capital Fonds. Das sind für uns die typischen Player. Dabei bewegt sich die Größenordnung der Deals über die ganze Bandbreite. Wir machen von kleinen Venture Capital Investments in Finanzierungsrunden bis zu den großen Large Capital Milliardendeals. Die Mehrzahl der Transaktionen spielt sich im Mid Cap Bereich ab, also bis zu einer Milliarde, und wie gesagt grenzüberschreitend im internationalen Rahmen.
Peter Neuberger: Wen suchen Sie für Ihr Team?
Dr. Marcus Klie: Hervorragende Juristinnen und Juristen. Das ist aber bei uns nicht alles. Es kommt darauf an, dass Sie vor allem sehr neugierig sind. Sie müssen bereit sein, neue Materien kennenzulernen, Sie müssen wirtschaftlich interessiert sein und Spaß daran haben, international zu arbeiten. Gerade dafür müssen Sie sehr gut Englisch können und dürfen konkret keine Angst haben, sich im englischsprachigen Bereich zu bewegen. Völlig klar ist, dass die Leute persönlich zu uns passen müssen. Teamplayer zu sein ist das eine, es kommt dabei aber im Wesentlichen darauf an, dass Sie einfach in unser konkretes Team passen. Das spiegelt sich in unserem Bewerbungsprozess wider. Dabei sprechen die Bewerberinnen und Bewerber mit möglichst vielen Leuten von uns, also nicht nur mit den Partnern, sondern auch mit so vielen Associates wie möglich. Das erlaubt es den Bewerbern, die zukünftigen Kollegen kennenzulernen. Bei uns hat jeder ein Mitspracherecht, wenn es um die Einstellung neuer Kolleginnen und Kollegen geht.
Wir pflegen einen sehr freundschaftlichen, lockeren Umgangston, und das ist sehr wichtig. Wenn Sie viel Zeit im Büro verbringen, dann ist es entscheidend, sich gut mit Ihren Kolleginnen und Kollegen zu verstehen.
Peter Neuberger: Sie hatten neben dem Gehalt den Aspekt der persönlichen Weiterentwicklung angesprochen. Wie gestaltet sich das konkret?
Dr. Marcus Klie In München bilden wir in den Fachbereichen eigenständig aus. Dazu halten die Partner an Jour Fixes in erster Linie Vorträge und geben so ihr Wissen weiter. Wir gehen hier in einer Art wiederkehrendem Training immer wieder den kompletten Zyklus einer Unternehmenstransaktion durch. Dazu bieten wir unseren Associates externe Angebote, wie zum Beispiel zu Bilanzierung oder Kaufpreisregelungen. Wir holen Experten ins Haus, oft insbesondere in englischer Sprache. Und dann gibt es das bereits erwähnte internationale Programm in Kooperation mit Universitäten. Diese Fortbildungsprogramme bieten in erster Linie wirtschaftliche Themen. Ein Thema ist dabei zum Beispiel Management an der Columbia Business School in New York. Das wird sehr, sehr gut angenommen. Wir fördern es auch, dass sich unsere Associates global vernetzen. Dazu haben wir verschiedene Academies. Das sind in erster Linie fachliche Angebote, Kurse, die immer in den USA abgehalten werden. Diese richten sich je nach Erfahrung an First Year- bis hin zu Senior Associates. Das sind Wochenprogramme, bei denen es nicht zuletzt um einen sozialen Austausch geht und darum, dass man sich persönlich kennenlernt und sich vernetzt. Die Möglichkeit eines Secondments hatte ich schon angesprochen. Jeder hat bei uns im dritten bis fünften Jahr grundsätzlich die Möglichkeit, in einem ausländischen Büro zu arbeiten.
Auf der Business Development Seite versuchen wir unsere Associates von Anfang an zu fördern. Zum Beispiel organisieren und gestalten unsere Associates ein entsprechendes Business Development Event, bei dem sich die Partner nicht groß einmischen, sondern da gibt es einfach ein Budget.
Die Associates bestimmen, wen sie einladen. Das sind meist deren direkte Ansprechpartner aus Unternehmen oder Private Equity Fonds. Wir unterstützen damit die Associates, ihr Netzwerk intern wie extern so schnell wie möglich aufzubauen. Das ist ja das A und O für die weitere Geschäftsentwicklung.
Peter Neuberger: Welche Möglichkeiten bieten Sie Referendarinnen und Referendaren?
Dr. Marcus Klie: Bei uns beginnt die Ausbildung nicht erst, wenn man als Associate zu uns kommt. Wir beginnen damit bereits in unserem Legal Research Team, einem relativ großen Pool von Referendarinnen und Referendaren und Wissenschaftlichen Mitarbeitern. Wir versuchen schon auf dieser Ebene zu fördern. Da geht es natürlich nicht um Business Development und M&A, sondern um Angebote wie zum Beispiel die AssociateNet Stipendienkurse, Repetitorien und Ähnliches. Wir bieten also, wie gesagt, interne Fortbildungen und Kurse an. Wir fördern den juristischen Nachwuchs und die meisten Associates, die in letzter Zeit zu uns gekommen sind, waren vorher schon im Referendariat bei uns.
Peter Neuberger: Welchen persönlichen Karriere-Ratschlag können Sie dem juristischen Nachwuchs geben?
Dr. Marcus Klie: Ich glaube, dass man sich nicht beirren lassen, sondern dass man seinen Weg gehen soll. Dazu sollte man sich nicht von irgendwelchen Namen oder Gehältern blenden lassen, sondern sich so viel wie möglich anschauen und letztlich auch auf das Bauchgefühl hören. Man verbringt sehr viel Zeit in dem Beruf und da ist es einfach wichtig, dass Sie sich wohlfühlen in der Einheit, in der Sie arbeiten, und dass es Spaß macht. Nur wenn Sie Freude an der Arbeit haben, sind Sie letztlich gut und erfolgreich.
Hintergrundinformationen
SIDLEY über SIDLEY
2016 hat Sidley Austin, eine der führenden international wirtschaftsrechtlich beratenden Anwaltssozietäten, ein Büro in München eröffnet. In München konzentrieren sich unsere rund 30 Kolleginnen und Kollegen auf das Transaktionsgeschäft und sind insbesondere auf die Bereiche Private Equity/M&A, Corporate, Restructuring, Finance, Tax, Financial Regulations und Life Sciences spezialisiert.
Die Stimmung in unserem Münchner Büro ist geprägt von einem kommunikativen Miteinander: Jeder kann sich unabhängig von seiner Seniorität einbringen – die beste Idee zählt. Es gibt keine festgefahrenen Strukturen, sondern flache Hierarchien. So zeichnet uns neben den attraktiven Mandaten vor allem unsere lockere – für eine Großkanzlei wohl einzigartige – Kanzleikultur aus.
Als Teil des Sidley-Teams haben Sie unbegrenzte Möglichkeiten, sich persönlich und fachlich zu entwickeln und mit einigen der besten juristischen Köpfe der Welt zusammenzuarbeiten. Überdurchschnittliche Gehälter, zahlreiche Zusatzleistungen und erstklassige Weiterbildungsaktivitäten für engagierte Mitarbeiter sind Teil unseres Selbstverständnisses. Unsere Kultur der Kollegialität beruht auf Integrität, Zusammenarbeit und Flexibilität und unterscheidet uns von Wettbewerbern. Mit unseren kanzleiweiten Initiativen für mehr Diversity und Inklusion fördern wir zudem ein Miteinander, das die Vielfalt von Menschen wertschätzt und die Chancengleichheit für alle Mitarbeiter sichert.